Dies ist die Originalseite des Entdeckers und Entwicklers der Quantum Logic Medicine
Prof. Dr. med. Walter Köster

Walter Köster. Ein Rat von Hahnemann zur Verhinderung der Unterdrückung wie der Gegenunterdrückung.

Unterdrückung und sonderliches Symptom

Was ist Unterdrückung? Metaphorisch ließe sich wohl sagen, dass sie aus einer Abwärtsbewegung besteht, die eine ihr entgegen gerichtete, aufsteigende wollende blockiert – das bedeutet, dass etwas sich nach oben hin nicht entwickeln kann, das sich ohne Unterdrückung entwickelt hätte.

Was unterdrücken wir, wenn wir Krankheit unterdrücken? Was ist es, das aufsteigen will? Woher kommt es?

Die Miasmen weisen uns darauf hin, dass der Mensch, wenn nicht die Krankheit, so doch zumindest die Tendenz mitbringt zu erkranken, und dies offensichtlich bereits im Uterus, folglich in einer noch nicht bewussten Phase. Nicht bewusst bedeutet, dass die Krankheit oder die Möglichkeit zu erkranken, aus dem unbewussten Bereich hervorgeht.

Wenn sie aus dem Unbewussten aufsteigt, könnte man damit rechnen, dass sie dem Licht des Bewusstseins zustrebt als dem vorgegebenen natürlichen Weg. Aber hin und wieder steigt diese Idee nicht auf, sondern bleibt unbewusst und wandelt sich in ein körperliches Symbol um, in die Krankheit. Warum diese Umleitung, diese Unterdrückung? Ich könnte mir vorstellen, dass sie durch eine unterdrückende Blockade hervorgerufen wird, sei es durch das Bewusstsein oder eher durch einen anderen unbewussten Faktor, der den ersten Faktor nicht aufsteigen lässt, so dass der Kampf zwischen beiden als der eigentlich kausale Faktor der Krankheit angesehen werden dürfte. Damit entstünde Krankheit aus einer Unterdrückung und einer Gegenunterdrückung. Was realisiert sich dann fassbar in der Krankheit von diesem unterdrückten Unbewusste, welche Spuren finden wir danach in der Krankheit?

Es müssen Faktoren sein, die zeigen, dass sie von etwas Unterdrücktem ausgegangen sind, also etwas Ausgeschlossenem und Gesondertem vom Ich und damit der von diesem als normal normierten Ordnung, und so werden sie diesem auffallender, sonderlicher, ungewöhnlicher und eigenheitlicher erscheinen. Hahnemann lehrte uns, dass dieses die Symptome sind, die wir hauptsächlich und fast einzig ins Auge zu fassen hätten.

So zeigte uns Hahnemann einen Weg, die medikamentöse Unterdrückung zu meiden: Es ist das Beachten der außerhalb der Ordnung des Bewusstseins befindlichen Symptome. Denn der unbewusste, miasmatische Faktor, der unterdrückt und ausgeschlossen ist, zeigt sich verkörpert in der Sprache dieser Symptome, und der Arzt kann sie lesen und übersetzen mit dem Repertorium in die Sprache des homöopathischen Heilmittels. So behandelt er tatsächlich exakt das Unterdrückte, denn es spricht in der Sprache der außerordentlichen Symptome, und befreit es von der Unterdrückung und fügt keine neue Unterdrückung hinzu.

Der Wert des Eigenheitlichen

Doch eröffnet dieses Tun ein nicht zu unterschätzendes Problem. Die Definition des Ungewöhnlichen ist etwas sehr Individuelles. Hahnemann wies bereits auf diesen Umstand in den Artikeln 95 und 96 des Organons hin, als er von chronischen kranken Patienten sprach, die die wirkliche Wahrnehmung vergessen hatten. Hier postuliert Hahnemann die Notwendigkeit der realen Wahrnehmung, um sicher schätzen zu können, was ungewöhnlich ist. Das gilt aber nicht nur für Patienten. Wie wir wissen, finden gar nicht so selten drei Ärzte drei Heilmittel für den gleichen Fall, weil sie nicht gleichartig normen und auf diese Weise nicht das Gleiche als ungewöhnlich betrachten. Wer fixiert aber dann die Norm, wer hat sicher eine wirklichkeitsnahe Wahrnehmung und kann uns sagen, wo die Verstimmung, wie Hahnemann es nannte, beginnt?

Muss der Patient normen? Die Ärzte? Welcher Arzt? Je nachdem werden wir recht verschiedene sonderliche Symptome erhalten. Die Einschätzung und Wertung dieser Faktoren hängt offensichtlich auch ab vom Unbewussten dessen, der wertet, z.B. von seinen Erfahrungen und Gaben und seinen unbewussten miasmatischen Belastungen, von seiner persönlichen Entwicklung, zur Fähigkeit, wirklichkeitsgetreu wahrzunehmen. Derjenige, der viel mit Staphisagria gearbeitet und erfahren hat, wird unbewusst diese Medikamente bevorzugen und mehr Staphisagria-Fälle aufdecken. Ein anderer trägt mit sich ein ungelöstes Problem aus dem Kreis von Natrium chloratum, d.h. er leidet selbst an einer Unterdrückung des Natrium-chloratum-Bereichs. Dann wird dieser das Problem genauso wenig wahrnehmen, wenn er sich mit einem Patienten konfrontiert sieht, der Natrium chloratum bräuchte.

Die Idee des Sonderlichen am Patienten aus Fleisch und Blut

Aus philosophischer Sicht wissen wir, dass die Forderung Hahnemanns nach einer reellen Wahrnehmung ein Ziel sein kann, aber utopisch bleibt. Die Gleichsetzung von Realität und Wahrnehmung ist nicht möglich. Das hat schon Platon dargelegt. Wir könnten den daher nicht zu übergehenden; unbewussten und subjektiven Faktor des Arztes bedauern, der uns hindert, das objektive Ziel zu erreichen, wie wir es in der Wissenschaft fordern wollen. Doch bei intensiver Betrachtung scheint dies der Homöopathie eher zum Vorteil als zum Nachteil zu gereichen.

Denn es reicht nicht, ein sonderliches Symptom an das andere zu reihen im Sinne einer rein bewussten Aktivität. Wir alle wissen, dass wir mehr Erfolg haben werden, wenn wir den Patienten in Fleisch und Blut vor uns sehen können. Was ist der Unterschied, was passiert dann zwischen dem Arzt und dem Patienten? Konfrontiert von Angesicht zu Angesicht wird der Patient uns nicht selten irgendetwas mehr herüberreichen als das, was aus dem Papier eben hervorgeht – wir nehmen auf irgendeine Weise etwas vom Wie, von der individuellen Modalität des Patienten wahr. Diese zusätzliche Wahrnehmung arbeitet nicht etwa entgegen den sonderlichen Symptomen, sondern erklärt sie. Dieser Akt des Lesens zwischen den Zeilen, dieses intuitive Verstehen, lässt uns sicherer die Tendenz oder die Idee des ganzen Menschen auffinden, speziell für die medikamentöse Differentialdiagnose. Die verschiedenen Sonderlichkeiten scheinen aus dieser Sicht die Idee auszugestalten, so wie verschiedene Aspekte einer Statue ihrer Ganzheit repräsentieren. Sie verleihen damit offensichtlich einer vorher unbewussten Idee fassbare Konturen.

 

Bewusstsein und Unbewusstes des Arztes

Das Wittern nach dieser Idee, die sich in den sonderlichen Symptomen auszudrücken scheint, welche als außerhalb der im Bewusstsein als normal verankerten Ordnung wahrgenommene Beschwerden klassifiziert werden können, ist eine mehr unbewusste und kreative Aktion des Arztes. Das wird nicht überraschen, wenn man in Betracht zieht, dass der Patient hierbei versucht, etwas ebenfalls Unbewusstes, eher archetypische wie eine miasmatische Krankheit begrifflich zu umschreiben. Damit aber ist der unbewusste Faktor in der Homöopathie nicht etwa ein Nachteil, sondern eine Notwendigkeit. Homöopathie erscheint als eine Kunst, ein der sich der Arzt in die Gefühle, die er am Patienten wahrnimmt, hineinversetzt, sie für sich übersetzt und die Idee dahinter, sucht. Man könnte auch sagen, dass der Arzt in diesem Moment künstlich erkrankt, als fühlte er an sich selbst und in seiner Phantasie die ungewöhnlichen Symptome des Patienten an sich. Dann kann er sich die dazugehörige Idee vorstellen in einem kreativen Akt, hervorgehend aus seinem Unbewussten. Danach muss er nur noch dem Patienten die Idee übergeben, die nun wie ein tertium comparationis zwischen dem gesonderten und dem ungesonderten Teil seiner Seele wirkt, in dem er ihm ein homöopathisches Heilmittel sucht, welches diese Idee in sich trägt.

Wenn wir also feststellen, dass das Subjektive und das Unbewusste des Patienten wie des Arztes so gewichtige Faktoren sind, um die „reale Wahrnehmung nicht zu vergessen“, wie es unser Meister nannte, scheint es mir mehr als notwendig, dass wir mit hoher Vordringlichkeit zuerst die Ärzte selbst mit Homöopathie behandeln sollten. Sie müssen tatsächlich gesund sein und soweit als möglich frei von Unterdrückung, damit sie in ihrer medizinischen Kunst das Ungewöhnliche real wahrnehmen mögen, in einer Wahrheits-Wahrnehmung, die immer auch emotional und unbewusst ist, bedenkend, dass das Auffinden der Wahrheit eines der höchsten Ziele Hahnemanns war. (5) Wir sollten also nicht unsere Miasmen und unterdrückten Komplexe dem Patienten übertragen in der Phase des Wertens dessen, was sonderlich ist, aber auch genauso wenig in der Phase, in der wir das Mittel am Patienten mit der Seele wittern.

Ich glaube, dass dies der wichtigste Schritt ist, um Unterdrückung zu vermeiden.

 

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„Das Einstein‘sche „Wunder“ ist eine Provokation von religiöser Gewalt. Nach Einsteins eigenem Bekunden „scheint es dann aufzutreten, wenn ein Erlebnis mit einer in uns hinreichend fixierten Begriffswelt in Konflikt kommt. Wenn solcher Konflikt hart und intensiv erlebt wird, dann wirkt er in entscheidender Weise zurück auf unsere Gedankenwelt. Die Entwicklung dieser Gedankenwelt ist in gewissem Sinne eine beständige Flucht aus dem „Wunder“. – Ein Wunder solcher Art erlebte ich (Einstein) als Kind von 4 oder 5 Jahren, als mir mein Vater einen Kompass zeigte.“
Albert Einstein (20)